„Gemeindebund“ auch in der Rheinischen Kirche?

Diskussion um die Kirchenreform intensiviert sich
 
Die Ev. Kirche im Rheinland hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Die Spielräume für Entscheidungen vor Ort sind enger geworden. So sinnvoll das Werben um Kooperation und vernetztes Denken und Handeln ist, so bedenklich ist die Nötigung hierzu, die nach Ansicht von vielen einhergeht mit einer Zentralisierung und Hierarchisierung der kirchlichen Strukturen.
Ausgangspunkt der jetzigen Diskussion ist die Vorlage an die Landessynode vom Januar 2011 zur kirchlichen Personalplanung (Vorlage 4 - zugänglich unter: http://www.ekir.de/www/downloads/LS2011_DS_04_Personalplanung.pdf). Für Unruhe sorgt vor allem die zentrale Aussage: „Steuerungsebene für die kirchliche Personalplanung wird der Kirchenkreis.“
Zwei  Kirchengemeinden sind nun aktiv geworden und laden jeweils für den 9. Juli 2011 zu Veranstaltungen ein.

Studientag der Kirchengemeinde Düren mit Isolde Karle

Im Einladungsschreiben an die Presbyterien unserer Landeskirche werden Motivation und Zielsetzung der Veranstaltung wie folgt beschrieben:

Wir haben den Eindruck, dass nur wenige Informationen über die von der Kirchenleitung vorgeschlagenen Kernpunkte der Strukturreform und Personalplanung in den Gemeinden bekannt sind. Nach unserer Einschätzung geht die Entwicklung dahin, dass wesentliche Kompetenzen von der Gemeindeebene an die Ebene der Kirchenkreise und an die Landeskirche abgegeben werden. Die Frage wie und wo Entscheidungen fallen hat entscheidenden Einfluss auf die Gestalt und Botschaft unserer Gemeinde. Deshalb erscheint uns wichtig, die angesprochenen Strukturfragen gründlich zu bedenken.

Entscheidungen dazu sollen schon auf der kommenden Landessynode im Januar 2012 fallen. Die Regionalkonferenzen sind zeitlich so gelegt, dass auf synodalem Wege über Kreissynoden keine Anträge zum Thema auf der Landessynode behandelt werden können. Wir halten Überlegungen zu Qualitätsstandards, regionalen Zusammenschlüssen oder zu einer besseren Personalplanung für begrüßenswert. Wir stehen allerdings einer Lösungsstrategie skeptisch gegenüber, die grundsätzlich die Verlagerung von Planung und Entscheidungskompetenz auf die kreiskirchliche und landeskirchliche Ebene favorisiert und entsprechend festschreibt. Vor allem möchten wir uns im Vorfeld der Anhörung über die Kernpunkte und die Konsequenzen der vorgeschlagenen Reformen informieren und sie mit anderen diskutieren.

Lohnend ist die Teilnahme an dieser Veranstaltung schon allein deshalb, weil als Referentin Prof. Dr. Isolde Karle gewonnen werden konnte. Sie hat zuletzt mit ihrem lesenswerten Buch „Kirche im Reformstress“ auf sich aufmerksam gemacht.


Geplant ist die Veranstaltung

am Donnerstag, dem 9. Juni 2011, 14.30 bis 19.30 Uhr
im Haus der Evangelischen Gemeinde
Wilhelm-Wester-Weg 1, 52349 Düren.

Im Einladungsschreiben heißt es außerdem:

Bitte melden Sie Ihre Teilnahme im Gemeindeamt an bei Frau Drehsen, Tel. 02421/188-112 oder per Email: nicole.drehsen@evangelische-gemeinde-dueren.de . Der Studientag ist eine Veranstaltung der Evangelischen Erwachsenenbildung der Evangelischen Gemeinde zu Düren, und insofern ist er als Fortbildungsveranstaltung anerkannt.

Einladung zur Strukturreformdiskussion der Kirchengemeinde Alpen

Weiter gefasst ist das Anliegen der Kirchengemeinde Alpen, die auch an die Diskussion zum Thema „Personalplanung“ anknüpft. Im Einladungsschreiben wird hierzu kritisch Stellung genommen und zudem formuliert:

Ziel der Beschlussvorlagen ist die zukünftige Anbindung der Personalplanung- und Steuerung an die Ebene des Kirchenkreises zu ermöglichen. Hiermit wird ein gewaltiger Umbau unserer bisherigen rheinischen Kirchenstruktur eingeleitet, der sich bereits vor 5 Jahren bei der sog. „Prioritätendiskussion“ angekündigt hatte. Im Ergebnis werden den Presbyterien wichtige Entscheidungskompetenzen und damit den Kirchengemeinden elementare Selbstbestimmungsrechte entzogen.

Schon im Rahmen der Prioritätendiskussion haben sich viele rheinische Gemeinden sehr kritisch gegen diese Tendenz einer „Steuerung von oben“ gewandt und bezweifelt, dass Zentralisierung der Schlüssel für die Zukunft unserer Kirche sein kann. Es ist äußerst fraglich, ob professionelle Unternehmensstrategien wirklich hilfreich für unsere sehr diffizile rheinische Kirchenkultur mit der über Jahrhunderte gewachsenen besonderen Wesensart selbständiger Gemeinden ist.

Dazu kommen grundsätzliche verfassungsrechtliche Vorbehalte, die aus der Sicht der Gliedkörperschaften noch nicht im Mindesten geklärt sind. Hält nicht unsere Kirchenordnung schon vor den Grundartikeln fest, dass „es Aufgabe der Gemeinde ist, im Gehorsam gegen ihren Herrn alle  zur Durchführung dieses Auftrages notwendigen Dienste einzurichten und zu ordnen“? (Vgl. auch Art. 6 der KO).
Können diese grundlegenden Konstitutiva unserer presbyterial-synodalen Ordnung einfach per Mehrheitsbeschluss einer Landessynode ohne spezifische Zustimmung der betroffenen Gliedkörperschaften verändert werden? Können gebildete Personalrücklagen der Gemeinden ohne jeweilige Zustimmung in die Verfügungsgewalt eines Kirchenkreises gestellt werden?

Rheinischer Gemeindebund?

Die Kirchengemeinde Alpen zieht die Gründung eines „Rheinischen Gemeindebundes“ in Erwägung und begründet dies so:

Inzwischen wird deutlich, dass diese Entwicklungen kein singuläres Phänomen der rheinischen Kirche sind. Auch in anderen Landeskirchen sorgen die Zentralisierungsabsichten und Steuerungsvorhaben der Kirchenleitungen für ein nicht unerhebliches Konfliktpotential mit den Kirchengemeinden. Darum haben sich in der vergangenen Zeit in verschiedenen Landeskirchen „Gemeindebünde“ gegründet, die sich gegen diese eher ökonomisierte Betrachtungsweise unserer Kirche wehren und für die Selbständigkeit der Gemeinde kämpfen (so z. B. der „Gemeindebund“ in Berlin-Brandenburg oder „Aufbruch Gemeinde“ in Bayern etc.). Der Eindruck liegt nahe, dass im Hintergrund der Reformprozess der EKD und die Auswirkung eines daraus veränderten Kirchenbildes stehen.

Aus Sorge vor ähnlich grundlegenden Umbauprozessen und den oben dargestellten Strukturveränderungen in unserer rheinischen Kirche erwägen nun einige Gemeinden auch die Gründung eines „Rheinischen Gemeindebundes“. Um Sie über diese Möglichkeiten und weiteren Hintergründe zu unterrichten, möchten wir Sie hiermit herzlich einladen zu unserer

1. Informationsveranstaltung zur Gemeindereform
Am Donnerstag, 9. Juni 2011, 18.30 Uhr
Im Evangelischen Gemeindehaus Alpen
An der Vorburg 2, 46519 Alpen

Es ist wichtig und hilfreich für uns, wenn Sie einen (oder mehrere) Vertreter/innen Ihres Presbyteriums zu dieser „inoffiziellen Veranstaltung“ entsenden könnten, um in den Presbyterien darüber zu beraten. Der Gemeindebund Berlin-Brandenburg hat uns bereits erfreut seine Unterstützung zugesagt.

Wir bitten um eine kurze Rückmeldung!


Tel.: 02802/4140
Mail: alpen@ekir.de

 

 

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